Zuchtgeschichte

Die Faszinierende Zuchtgeschichte des Allgäuer Original Braunviehs

Die Geschichte des Allgäuer Original Braunviehs ist eine beeindruckende Reise durch Jahrhunderte der Züchtung und des Wandels. Diese Rasse, die heute für ihre vielseitigen Eigenschaften geschätzt wird, hat ihre Ursprünge vor über 2000 Jahren und hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen, um zu dem zu werden, was sie heute ist.


Die frühen Anfänge und das Torfbaurind

Die Geschichte des Allgäuer Original Braunviehs beginnt mit einem Rindertyp, der vor etwa 2000 bis 800 v. Chr. aus dem Osten in den zentraleuropäischen Gebirgsraum gelangte. Diese ursprüngliche Form des Rindes wurde als "Torf- oder Pfahlbaurind" bezeichnet und wurde an den Ufern der Alpenrandseen gehalten. Diese robusten Tiere waren für die damalige Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung und leisteten wertvolle Arbeit auf den Höfen.


Die Anfänge der gezielten Zucht

Die eigentliche Zuchtarbeit für das Braunvieh begann vor etwa 600 Jahren in der Zentralschweiz. Hier begannen die Bauern, diese Rasse gezielt zu züchten und sie an die Anforderungen der Landwirtschaft anzupassen. Bald breitete sich das Braunvieh in die östliche Hälfte der Schweiz und in die angrenzenden Regionen aus, darunter das bayerische und württembergische Allgäu sowie der Südwesten von Oberbayern in Deutschland.


Export und Verbreitung

Im 19. Jahrhundert exportierten Auswanderer aus Österreich und der Schweiz Braunviehtiere nach Australien, Südafrika, Südamerika, Kanada und die USA. In diesen verschiedenen Ländern entwickelten sich zum Teil unterschiedliche Populationen des Braunviehs, angepasst an die jeweiligen Bedingungen und Anforderungen.


Herausforderungen und Veränderungen

Das 19. Jahrhundert brachte jedoch auch Herausforderungen für das Original Braunvieh mit sich. Etwa zwei Drittel des Rinderbestandes im Allgäu fielen der Rinderpest zum Opfer. Die Bestandsergänzung erfolgte in der Regel aus dem Schweizer Zuchtgebiet. Im Laufe der Zeit änderten sich die Zuchtziele, und die Rasse entwickelte sich von einem großrahmigen, seichten Milch-, Fleisch- und Arbeitstyp zu einem mittelrahmigen, rumpfigen Zweinutzungstyp (Milch und Fleisch).


Einfluss aus den USA

In den 60er Jahren änderten sich die Marktbedingungen und die Leistungsanforderungen erneut. Deutschland entschied sich ab 1965, Braunviehstiere aus den USA (Brown Swiss) einzuführen. In den USA hatte sich die Braunviehrasse zu einer reinen Milchrasse entwickelt. In anderen Übersee ländern wurde das Braunvieh meist als reine Fleischrasse in der Mutterkuhhaltung weitergezüchtet.

Diese Einführung von Brown Swiss beeinflusste nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich und die Schweiz. In der Schweiz blieb ein Teil des Braunviehbestandes unverändert und wird bis heute als "Schweizer Original Braunvieh" in Reinzucht weitergezüchtet.


Rückgang des Original Braunviehs in Deutschland

In Deutschland nahm der Anteil von Rindern ohne US-Genanteile in den 1970er Jahren ab. Ab 1975 beschleunigte sich dieser Trend, da keine Prüfbullen der alten Zuchtrichtung mehr zum Einsatz kamen und geprüfte Altbullen den Kreuzungstieren nicht standhalten konnten. Dies führte dazu, dass 1980 der letzte noch lebende deutsche Originalbraunviehbesamungsbulle Amlex geschlachtet wurde. 1982 wiesen nur noch knapp 30% aller bayerischen Braunviehkühe eine Abstammung ohne Brown Swiss Genanteile auf.


Wiederaufnahme der Zuchtarbeit und Erhaltungsbemühungen

Trotz dieser Herausforderungen und des drohenden Verlusts des Original Braunviehs in Deutschland, formierten sich im Jahr 1987 engagierte Braunviehzüchter aus Bayern und Baden-Württemberg, um die Rasse zu erhalten. Im Jahr 1988 wurde die Arbeitsgemeinschaft Original Braunvieh gegründet, und in den folgenden Jahren wurden Maßnahmen ergriffen, um den Bestand systematisch zu erfassen und die Abstammung zu überprüfen.

Dank der Initiative und des Engagements der Züchter sowie staatlicher Unterstützung konnte das Original Braunvieh in Deutschland erhalten werden. Sperma von Bullen der alten Zuchtrichtung wurde als Genreserve eingelagert, und gezielte Anpaarungen wurden durchgeführt, um Inzucht zu vermeiden und für die nächste Generation Vatertiere bereitzustellen. Auch die Haltung von Original Braunviehmuttertieren wurde gefördert.


Die Gegenwart und die Zukunft

Heute erlebt das Original Braunvieh eine Renaissance. Die Zahl der Tiere steigt langsam, aber stetig an, und es gibt sowohl Züchter, die auf die reine Erhaltungszucht setzen, als auch solche, die das Leistungspotenzial der Rasse nutzen und ausbauen möchten. Moderne Zuchtmethoden und staatliche Förderung unterstützen diese Bemühungen.

Das Original Braunvieh bleibt ein Symbol für robuste, langlebige und vielseitige Nutztiere. Die Geschichte dieser Rasse zeigt, wie eng sie mit der Geschichte der Landwirtschaft und der Region verbunden ist. Ihre Erhaltung und Förderung sind von großer Bedeutung, und die Züchter des Allgäuer Original Braunviehzuchtvereins e.V. setzen sich leidenschaftlich dafür ein, diese wertvolle Rasse für zukünftige Generationen zu bewahren.

Die Geschichte des Allgäuer Original Braunviehs ist eine beeindruckende Reise von den Anfängen bis zur Gegenwart, und sie verspricht eine vielversprechende Zukunft für diese bemerkenswerte Rasse.